KI durchdringt immer mehr Bereiche unseres Lebens. Übersetzungstools wie DeepL ermöglichen Gespräche über Sprachgrenzen hinweg – ist es überhaupt noch notwendig, eine Fremdsprache für den Arbeitsalltag zu erlernen? Mariam Dombrovskaja, in der Technology und AI Praxisgruppe von Egon Zehnder in Berlin tätig, schildert in einem Beitrag für die FAZ, dass die KI-Übersetzung ein nützliches Werkzeug ist, aber kein Ersatz für das Erlernen einer Sprache.
Dombrovskaja betont, dass die Kommunikation in einer gemeinsamen Sprache weit über die bloße Verständigung hinausgeht: Erst sie ermögliche die zwischenmenschliche Kommunikation, das Lesen zwischen den Zeilen – was nicht zuletzt auch eine kulturelle Verbindung schaffe. Die KI hingegen könne Emotionen und mitgesendete nuancierte Signale nicht aufnehmen. „Dadurch geht enorm viel verloren", so die Expertin, die selbst dreisprachig aufgewachsen ist. Wolle eine Führungspersönlichkeit beispielsweise Mitarbeiter:innen ein gutes Gefühl in einer unsicheren Situation vermitteln, gehe das im persönlichen Kontakt in der gleichen Sprache besser als über KI. Allein das gemeinsame Wissen über die Bedeutung einer Redewendung könne schon dazu führen, dass man sich mit einem Menschen verbunden fühle, meint die Personalberaterin.
Fremdsprachen als Schlüssel zur Wettbewerbsfähigkeit deutscher Unternehmen
Fremdsprachen als Schlüssel zur Wettbewerbsfähigkeit deutscher Unternehmen
Die Unternehmen, für die Dombrovskaja geeignete Kandidat:innen sucht, legen nach wie vor großen Wert auf Fremdsprachenkenntnisse, insbesondere international agierende Unternehmen – hier sei Englisch eine Grundvoraussetzung. Deutsche Unternehmen tun sich allerdings nach wie vor schwer; Dombrovskaja spricht gar von einer „großen Angst vor dem Englischsprechen“. „Das ist ein großer Wettbewerbsnachteil“, konstatiert sie, gerade auch mit Blick auf den aktuellen Fachkräftemangel. Wolle Deutschland für junge Talente attraktiv bleiben, wäre es wichtig, mit ihnen auch auf Englisch kommunizieren zu können. Denn: „Wie sollen wir diese Menschen gut integrieren und gut führen, wenn wir noch nicht einmal in der Lage sind, mit ihnen Englisch zu sprechen?", fragt die Personalberaterin. Diese Sprachkenntnisse seien für die Zukunfts- und Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands sehr wichtig.
Leon Manz: Die Karrierefrage; Muss ich für den Beruf noch Fremdsprachen lernen?, in: FAZ.net, 21.10.2015, (€)