Wer das Thema Diversity in der öffentlichen Berichterstattung verfolgt, mag schnell den Eindruck gewinnen, dass es einzig um den Anteil von Frauen im Top-Management geht. Doch wie sehen es die Unternehmen selbst, die sich tagtäglich mit diesem Thema befassen? Egon Zehnder hat nachgefragt und präsentiert hier das Ergebnis dieser Gespräche.
Ohne Frage ist Diversity aus den Debatten zur guten Unternehmensführung nicht mehr wegzudenken. Es handelt sich dabei um ein hochsensibles Thema, das auch die Politik umtreibt. Und das liegt nicht zuletzt an seiner Geschichte. Historisch reicht die Idee bis in die amerikanische Bürgerrechtsbewegung zurück, die für einen diskriminierungsfreien Umgang mit Schwarzen kämpfte. Theoretisch umfasst sie heute eine Vielzahl von Unterschieden, die weit über Gender hinausreichen: Sie betreffen auch Nationalität, Kulturzugehörigkeit und Religion, Alter, Erfahrung, Hautfarbe, sexuelle Orientierung, Körperlichkeit. In Europa und Deutschland wird Diversity vor allem hinsichtlich Gender, Nationalität, kulturellem Hintergrund und Alter wahrgenommen.
Die heutige Motivationslage für Unternehmen, sich mit der Vielfalt ihrer Führungsmannschaft und Belegschaft zu beschäftigen, ist komplex. In Gesprächen mit ihren Vertretern wird deutlich, dass sie vor allem der betriebswirtschaftliche Aspekt von Diversity antreibt, der angesichts von Globalisierung und demografischem Wandel immer bedeutender wird. Hinzu kommt ein Trend zu neuen Karrieremustern, veränderten Berufsbiografien und eine stärkere Individualisierung der Lebensentwürfe, die es für Unternehmen notwendig machen, eine Kultur zu schaffen, die für Unterschiede offen ist.
Es ist bekannt, dass deutsche Unternehmen im internationalen Vergleich starken Nachholbedarf haben. Doch sie haben aufgeholt. Welche Erfahrungen haben sie gemacht? Welche Ziele verfolgen sie? Wie nachhaltig tragen sie das Thema Diversity in ihre Organisation? Egon Zehnder hat mit deutschen Konzernen über ihre Standpunkte, Erfahrungen und Empfehlungen gesprochen. Das Ergebnis gewährt einen beispielhaften Einblick in hiesige Erfahrungen mit dem Diversity Management, die sich mit denen aus unserer Beratungspraxis weitgehend decken.
Die Gespräche zeigen, dass die nächste Herausforderung auf dem Weg zu einer nachhaltigen Diversity-Kultur das Thema Inklusion sein wird. Damit Diversity einen echten Mehrwert generieren kann, muss sie breiter – weit über das Thema Gender hinaus – gelebt werden. Das gelingt nur mit Unternehmenskulturen, die Anderes und Fremdes wertschätzen und zu nutzen verstehen. Und mit Führungskräften, die bereit sind, ihre bisherigen Haltungen und Entscheidungsmuster zu hinterfragen und, wo nötig, neu auszurichten.