Meta-Chef Mark Zuckerberg wünscht sich wieder mehr „maskuline Energie“ in Unternehmen. Gibt es eine Kehrtwende in Sachen Diversität und Führungskultur? Im Spiegel-Interview schildert Elke Hofmann, Deutschlandchefin von Egon Zehnder, warum wir Diversität in Unternehmen brauchen, weshalb bei der Besetzung von Top-Führungspositionen der Lebensweg der Kandidat:innen wichtiger ist als der Lebenslauf und warum sie fest an die kommende Generation glaubt.
Im Interview schildert Elke Hofmann, worauf sie bei der Auswahl geeigneter Führungspersönlichkeiten achtet. Dabei sei das persönliche Gespräch sehr wichtig, um herauszufinden, was die Menschen mitbringen und ob sie zu einem Unternehmen oder in eine Rolle passen. Schnell wird klar: Es ist oftmals nicht der glatte Lebenslauf, der überzeugt. „Wir interessieren uns für die Schlüsselmomente im Leben eines Menschen.“ Zwar ginge es auch um Leistung, aber viel wichtiger sei, wie Kandidat:innen diese erzielt hätten.
Diversität als Grundlage erfolgreicher Führungskultur
Diversität als Grundlage erfolgreicher Führungskultur
Ein weiterer Aspekt im Gespräch ist das Thema Diversität. Mit Elon Musk und Donald Trump geht die Tendenz zu autoritären Entscheidungen und weniger Diversität. Hofmann sieht die Vielfalt in Deutschland allerdings nicht in Gefahr und betont zugleich deren Relevanz: „Es gibt schlicht mehr Vielfalt in Vorstandsetagen. Und das ist gut, weil es die Sichtweisen verbreitert.“ Die Expertin verweist auf die Tatsache, dass diverse Teams in Unternehmen erfolgreichere Entscheidungen treffen. „Dabei geht es nicht nur um das Thema Gender, sondern auch um andere Perspektiven, die zum Beispiel aus unterschiedlichen Bildungswegen oder Nationalitäten entstehen.“
Auch wenn der Alltag in den Führungsetagen noch „männlich geprägt“ sei, zeigt sie sich optimistisch: „Ich bin mir sicher, dass wir in den nächsten Jahren mehr Frauen in Toppositionen sehen werden. Der Pool an Kandidatinnen, die genug Erfahrung mitbringen, wird immer größer.“ Die Diskussion um Geschlechterrollen sei wichtig, doch entscheidend bleibe, dass die richtige Person für die Rolle gefunden wird – unabhängig vom Geschlecht.
Offene Fehlerkultur und neue Generationen von Führungspersönlichkeiten
Offene Fehlerkultur und neue Generationen von Führungspersönlichkeiten
Dabei seien Menschen gefragt, die klare Direktiven geben, aber zugleich die emotionale Intelligenz haben, ein Team mitzunehmen. Wichtig sei auch eine offene Fehler- und Feedbackkultur: Man müsse bereit sein, sich selbst zu reflektieren und weiterzuentwickeln sowie neugierig und lernbereit sein, so Hofmann. Das Bild der Alleskönner:innen sei veraltet – echte Führungsstärke zeige sich in Lernbereitschaft und Offenheit für Veränderungen.
Auch mit Blick auf die kommende Generation an Führungspersönlichkeiten sieht Hofmann positiv in die Zukunft. Die mangelnde Leistungsbereitschaft, die der Gen Z häufig vorgeworfen wird, kann sie nicht bestätigen: „Ich treffe Nachwuchsführungskräfte, die hoch motiviert sind und etwas bewirken wollen.“ Was anders sei: Sie suchten viel stärker nach dem ‚Purpose‘, dem Sinn ihrer Arbeit. Das habe aber nichts mit fehlender Leistungsbereitschaft zu tun. „Ich setze große Hoffnungen in die künftigen Generationen. Sie können vieles zum Positiven verändern. Und sie wollen das auch.“
Simon Hage und Cornelia Schmergal im Spiegel-Gespräch: „Es gibt Frauen, die sehr hart sein können –und ebenso gibt es weiche Männer“, in: DER SPIEGEL 43 | 2025, S. 75–7