Talente sind rar in unserer sich schnell verändernden Geschäftswelt. Daher sollte Potenzial das Schlüsselkriterium sein – für die Suche und Entwicklung von Führungskräften. Noch vor Erfahrung und Fähigkeiten. Mit dieser radikalen These hat es Claudio Fernández-Aráoz, Senior Adviser bei Egon Zehnder, auf den Titel der August-Ausgabe des Havard Business Manager (HBM) geschafft.
Beim Rekrutieren und Entwickeln von Führungspersönlichkeiten richten Unternehmen ihr Hauptaugenmerk vornehmlich auf die Qualifikationen der Kandidaten. Dementsprechend werden Stellen in Anforderungsprofile umgemünzt. Eingestellt wird dann die Person mit den entsprechenden Fähigkeiten. Fernández-Aráoz hält dieses Modell für überholt. Seiner Meinung nach ist die heutige Geschäftswelt dafür viel zu schnelllebig und komplex. Auch das Angebot an High-Potentials ist viel zu dünn gesät.
„Geopolitische Bedingungen, Geschäftsbetrieb, Branchen und Aufgabenbereiche sind einem so raschen Wandel unterworfen, dass wir unmöglich voraussehen können, welche Kompetenzen Führungskräfte in ein paar Jahren brauchen werden, um erfolgreich zu sein. Deshalb ist es so wichtig, Mitarbeiter mit dem höchsten Potenzial zu finden und weiterzuentwickeln”, schreibt Fernández-Aráoz in seinem Artikel.
Potenzial ist also die entscheidende Fähigkeit sich flexibel auf den ständigen Wandel in der Geschäftswelt einzustellen und dabei neue Herausforderungen zu meistern. Fünf Indikatoren sind hier ausschlaggebend: Motivation, Neugier, Scharfblick, Engagement und Entschlossenheit. Daran können Unternehmen festmachen, ob ihr bestehendes und auch zukünftiges Management über die wichtigste aller Qualifikationen verfügt: Potenzial.
Anschließend, so Fernández-Aráoz, müssen diese Unternehmen ihre High-Potentials fördern und binden – durch eine gezielte Führungskräfteentwicklung und anspruchsvolle Aufgaben.
“Talentmanagement im 21. Jahrhundert” von Claudio Fernández-Aráoz, Harvard Business Manager, August 2014.
Zum Video-Interview: Claudio Fernández-Aráoz erklärt im amerikanischen Nachrichtensender MSNBC, woran man Potenzial bei Führungskräften erkennt.