Schon längst hat KI auch die Chefetagen erreicht – was bedeutet das für Führungsmodelle, wenn künstliche Assistenten und spezialisierte C-Level-Rollen die klassischen Strukturen durcheinanderwirbeln? Im Gespräch mit Table.Briefings spricht Deutschland-Chefin Elke Hofmann über die Zukunft der Unternehmensführung – Flexibilität, Diversität, Soft Skills und der sinnvolle Einsatz von KI werden die Leitplanken für erfolgreiche Führung in den kommenden Jahren sein.
In einer zunehmend komplexen und polarisierten Welt setzt Egon Zehnder auf das Konzept der „Deep Leadership“. Besonders vier zentrale Führungsthemen gewinnen laut Hofmann an Bedeutung: mutiges Entscheiden, integratives Brückenbauen, die Förderung von Pluralismus und die kontinuierliche Selbstentwicklung, um ein „Growth Mindset“ zu entwickeln. Hofmann betont, dass Vielfalt nicht nur Geschlechterfragen betrifft, sondern vor allem die „Diversity of Thought“ – also die Vielfalt an Meinungen und Perspektiven innerhalb eines Teams. Entscheidend sei, dass sich die Teammitglieder in ihren Perspektiven ergänzen.
Heterogene Konzepte anstatt „One Size Fits All“
Solche heterogenen Teams gelten als Schlüssel für Innovation und High Performance. Neben der Zusammensetzung der Teams komme auch den „Soft Skills“ eine größere Bedeutung zu: zwischenmenschliche Kompetenzen wie Empathie, Feedbackfähigkeit und emotionale Intelligenz. Diese gelte es früh zu fördern: „Wichtig ist, dass Unternehmen nicht erst dann ansetzen, wenn Führungskräfte bereits Verantwortung tragen“, so Hofmann.
Sie betont, dass das klassische „One Size Fits All“-Führungsrezept ausgedient habe: „Die Zeiten, in denen man eine Entscheidung traf, die dann zehn Jahre lang Bestand hatte, sind vorbei. Heute ist vielmehr Agilität gefragt.“ KI und digitale Tools eröffnen neue Wege, individuelle Entwicklungsprogramme maßgeschneidert anzubieten – was bereits praktiziert wird.
Ob mit KI oder ohne: Für die Position an der Spitze sei es wichtig, den „Elfenbeinturm“ zu verlassen und sich regelmäßig Feedback einzuholen, sich selbst zu hinterfragen und an sich zu arbeiten – sei es durch Coaching, Supervision oder Meditation. „Niemand ist unfehlbar, und sich das immer wieder bewusst zu machen, ist zentral, um nahbar und offen für die Perspektiven anderer zu bleiben.“
Kristián Kudela: „Die Zeiten, in denen eine Entscheidung zehn Jahre Bestand hatte, sind vorbei“, in: Table.Briefings, 17.07.2025